Danke sagen
Zugegebener Maßen gehöre ich inzwischen nicht mehr zu den Jungen, wobei ich mich nicht zu der „früher-war-alles-besser-Fraktion“ zähle. Ein Punkt, der mir nicht aber so gar nicht gefällt ist, dass das Danke-Sagen offenbar zu verschwinden scheint. Egal ob für ein Geschenk oder einen Gefallen, das Danke kommt bei vielen nicht mehr selbstverständlich. Mir gefällt das nicht!
Grundsätzlich halte ich mich für Eine, die sich ganz gut darin klären kann, ob meine Erwartung in Bezug auf irgendwas angemessen ist oder nicht. Das soll heißen, dass ich schon darüber nachdenke, ob ich gedanklich in einer Beschwerde feststecke. Eine Beschwerde entsteht ja dann, wenn eine Erwartung nicht erfüllt wurde, und ich jemanden anderes dafür ins Unrecht setze. Nicht mehr und nicht weniger.
Jemanden ins Unrecht zu setzen ist, so klingen ja schon die Worte, kein besonders edler und empathischer Vorgang. Aber, ich gebe zu, es passiert mir immer mal wieder.
So gilt es auch beim Danke sagen. Wenn ich meiner Nichte ein Geburtstagspäckchen schicke und es kommt kein spontanes Danke, sondern ein verspätetes, von Mami Erquängeltes, dann finde ich das nicht gut.
Es gibt aber auch Situationen, da ist es nicht ganz so klar. Wie viel Dank darf man im Job erwarten, wenn man einfach seinen Job macht. Meine Aufgabe ist es, Menschen in Bewegung zu bringen, ob im Coaching, durch unseren Campus oder auch mit Veranstaltungen. Das ist mein Job. Verdiene ich dafür ein „Danke“? Zumindest vielleicht bei Leistungen, die zumindest in meiner Einschätzung, irgendwie besonders waren?
Wie sieht das bei meinen Kollegen in der Fertigung aus, was dürfen die an Dank erwarten? Wie ist es bei Hausfrauen?
Wie sieht das bei meinen eigenen Mitarbeitern aus? Bekommen die genug Dank von mir für ihre besonderen Leistungen? Ich würde immer und sofort sagen: Klar, immer! – ob ich mich da hoffentlich nicht irre!?
Und dann ist da noch das irgendwie ähnliche Thema „Lob“! Also damit habe ich ohnehin ein Problem. Gelobt zu werden, das mag ich nicht. Ich frage nach Workshops nie, wie es war, wie ich war. Ich weiß es. Ich weiß, ob ich gut war und noch besser weiß ich, wenn es nicht so war.
Es gibt natürlich auch eine Form von Lob, hier passt vielleicht besser Anerkennung, die ich anders bewerte; die kann von Jedem kommen, einfach aus der subjektiven Feststellung von etwas Besonderem, Schönem, „boah-toll“. Und das dann auch auszudrücken! Das tut gut - Jedem!
Lob und Dank sind zwei Paar Schuhe. Beim Lob erhebt sich einer über den anderen und nimmt sich das Recht zu werten. Beim Dank geht es nur darum mitzuteilen, dass man wahrgenommen hat, was jemand getan, geschenkt, geleistet hat. Und dass man sich darüber freut, vielleicht sogar bewundert. Freude ist ein ganz anderes Gefühl als das, aus dem das eher Vorgesetzten- Lob entsteht. Ihr merkt, ich kann dieses Gefühl nicht mal benennen. Für die andere Form der Anerkennung kann es durchaus Bewunderung sein. Da muss jemand nichts für mich getan haben, ich kann doch tief bewundern, was da geschafft wurde. Und ich kann das auch zum Ausdruck bringen – ich hoffe, oft genug!