Hell Dunkel
Es gibt es Phasen im Leben, die erleben wir als dunkel: Das können Schwierigkeiten im Job sein, oder andere Herausforderungen, die das Leben gerade unter einer dunklen Wolke scheinen lassen. So gibt es auch ohne jeden Zweifel Schicksalsschläge, die ich bei meinem Spaziergang nicht beleuchten mag. Denn, das ist mir völlig klar, die Kraft der eigenen Gedanken und auch die innere Klarheit sind nicht das Allheilmittel für jedes Thema, das uns das Leben vor die Füße legt.
Aber es gibt so viele Situationen, gerade im Berufsleben, die zunächst ganz katastrophal zu sein scheinen, die sich dann aber mit einigem Abstand als halb so wild, oder gar als große Chance, zeigen.
Nach über 25 Berufsjahren können vermutlich Viele auf Zeiten blicken, in denen es nicht so rund lief. Da läuft ein Projekt nicht so, wie es sollte… da hat man einen Job an der Backe, den man lieber nicht machen würde (zum Beispiel etwas verlagern oder gar schließen), oder man hat einen Chef, der einen ganz einfach nicht schätzt – so ist das Leben, das kann passieren.
Mittendrin in der Situation ist das zunächst schmerzlich, das weiß ich selber sehr gut. Ich war vor Jahren in der Situation, dass ein neuer Chef – wie schreibe ich es jetzt möglichst neutral – meine Fähigkeiten für meine Stelle in Zweifel zog. Er wollte das Thema einfach anders bearbeitet haben. Mit einigem Abstand musste ich zugeben, dass es eine gute Führungsleistung ist, wenn jemand den Mumm hat, eine solche Entscheidung zu treffen und auch umzusetzen. In der Situation selber hatte ich Trauer, Wut, Selbstmitleid und andere heftige Gefühle. Selbstabwertung ist dann leicht und liegt nahe.
Mir hat es immer geholfen zu reden, und zwar nicht mit Freundinnen oder Kollegen, die mich bedauert und mich ggf in meinem Kummer bestärkt haben, sondern mit Menschen, die mich herausgefordert haben. Das kann ein Coach sein, muss es aber nicht. Ich habe gelernt in solchen Situationen Menschen zu kontaktieren, die mich fordern. Menschen, die mich nicht bedauern, aber dennoch mit mir sind. Menschen, die mir helfen, mich auf meine Möglichkeiten und die Chancen zu konzentrieren.
Was macht den Erfolg der „Fuck up –Nights“ aus? Da ist es ja nicht das Freuen am Scheitern Anderer, sondern genau das Gegenteil: Freude am Lernen, Freude am Wachsen! Vermutlich ist die schwierige Situation der beste Anlass zu lernen, richtig zu lernen, tief zu lernen. Ganz oft ist am Ende etwas viel besser und stärker, als es zuvor war.
Als Menschenentwicklerin habe ich immer wieder mit Menschen zu tun, die in ähnlichen Situationen sind. Irgendwas passt irgendjemandem nicht und zack – raus bist du! Ja es gibt die Situationen, in denen jemand tatsächlich seinen Job verliert, aus guten oder weniger guten Gründen. Aber ganz oft sind es keine Existenzbedrohungen, sondern „nur“ eine kritische Rückmeldung, der Verlust einer Aufgabe, einer Position, was auch immer. Das Schlimmste scheint manchen die Sorge vor Gesichtsverlust. Nachvollziehbar!
Wir alle kennen die Veränderungskurve mit ihren typischen Phasen, die jeder durchlaufen muss. Allein das Tempo macht den Unterschied. Wie schnell ist jemand in der Lage zu akzeptieren? Trauer, Wut und Verneinung sind notwenige Schritte. Aber wie lange dauert es? Wie lange glaubt jemand im Recht bleiben zu müssen und bremst damit nur eigene Entwicklung? Ich habe mal gelernt (eher so aus der Küchenpsychologie), dass es Lernfenster gibt, die nach einer Niederlage eine relativ kurze Zeit lang offen sind. In dieser kurzen Zeit findet Lernen statt, danach wird verdrängt.
Mich hat dieser Gedanke immer angetrieben mich zu stellen, zu reflektieren, Schlüsse zu ziehen und wieder loszulegen. Dazu halte ich auch meine „Schützlinge“ an. Unter dem Strich haben sich daraus immer wieder phantastische Möglichkeiten geboten, für die ich sehr dankbar bin. So kann eine dunkle Zeit in die Helligkeit führen, es liegt dicht beisammen.