Geschenkte Momente
Sicher kennt Ihr sie alle: Phantastische Momente, unplanbar, unerwartet und wahrscheinlich deswegen so unwahrscheinlich schön. Gerade komme ich aus dem Harz zurück – Winter, ganz plötzlich. Erster Schnee, herrliche Wanderung… wunderbar. Selbst der aufkommende Muskelkater vom vielen Herumrutschen stört nicht.
Und an einen ganz besonders intensiv empfundenen Moment erinnere ich mich im Spätherbst. Ich saß gerade auf der Terrasse, mit einem kleinen, feinen Mittagessen und das in wunderbarer Spät-Herbstsonne. Zuvor war es so grau gewesen, Herbsttief Herwaart hatte Norddeutschland fest im Griff. Und dann, unerwartet, fühlte sich das nicht nach Braunschweig an, sondern mindestens nach Sylt. Purer Luxus. Warme Sonnenstrahlen, ein Blau am Himmel, dass es nur im Herbst gibt, in einer phantastischen Art bunt und klar. Das Leben ist schön, anders konnte ich gar nicht denken!
Aber wer sagt eigentlich, dass Geschenke immer nur toll sein müssen? Gerade erst kürzlich hatte ein lieber Mensch aus meinem Umfeld das zweifelhafte Geschenk einer Flughafensperrung… und das, während er bereits über Tegel kreiste. Ohne diese wirklich sehr aufregende Landesituation, die final eine Verspätung von acht Stunden bedeutete, ausschmücken zu wollen, war sein Fazit am Ende: Gerade so ein blödes Event zeigt doch wieder, wie Teams, und er war mit einem engen Team unterwegs, in schwierigen Situationen zusammenwachsen. Da gibt es unterschiedliche Kompetenzen und Persönlichkeiten, und Teams organisieren sich im guten Fall, sich gegenseitig stärkend. Da gibt es denjenigen, der unter Druck zu Höchstformen aufläuft und eine Andere, die sichtbar dankbar ist für jeden Witz, der davon ablenkt, dass ihre eigene Sorge ihr den Hals engmacht. Das zu erleben, das es funktioniert, das ist doch das Geschenk - wenn es in so einer Situation vielleicht auch eher durch die Hintertür kommt.
Derartige Beispiele gibt es viele, so z.B. in meinem eigenen Team, wie alle zusammenstanden, als es galt, eine plötzlich langfristig ausgefallene Kollegin irgendwie zu kompensieren. Kein Murren und kein Jammern; Großartig!
Ich möchte natürlich nicht sagen, das schwierige Situationen die Voraussetzung sind für „geschenkte Momente“, keinesfalls! Ausgelassenheit, Freude, einfach so! Lachen, albern sein, das Miteinander feiern – das macht doch das Leben genussvoll, oder? Schöne Musik, tolle Gespräche, ein unerwartetes Kompliment – geschenkte Momente.
Gerade erst hatte ich ein wunderbares Gespräch mit einer tollen jungen Frau – ehrlich, offen, so vertrauensvoll – geschenkte Momente!
Offen zu sein, für jeden Moment, das ist mein Motto; Alles zulassen, alles mitnehmen und vor allem bereit sein, das Schöne des Moments wahrzunehmen. Wer jetzt denkt, ich sei die mit der rosaroten Brille, der hat (manchmal) recht. Ich bemühe mich wirklich, auf die positive Seite zu schauen – und wir alle wissen, jedes Ding hat zwei Seiten. Das heißt nicht, dass ich nicht auch realistisch bin und weiß, dass nicht alles gut und schön ist. Aber anzuerkennen, was von mir nicht zu ändern ist, das hilft. Nicht festhalten an Dingen oder Gedanken, offen sein für Chancen…
Wohlmeinend und optimistisch in die Welt zu schauen führt dazu, dass die Welt (oft) positiv zurückschaut. Ich ignoriere nicht die Krisen und mache mir Sorgen um den fragilen Zustand unserer Welt. Aber ich möchte mich nicht vergiften lassen von Angst und Sorge. Ich möchte in meinem Umfeld aktiv dazu beitragen, dass Menschen schöne und geschenkte Momente wahrnehmen. Dazu gehört, hier zu sein, voll und ganz, in meiner Welt und in meinen Beziehungen. Und damit liefere ich meinen kleinen Beitrag für mehr Freude an den geschenkten Momenten!