"Rasender Stillstand"
Diese wunderbare Wortkombination stammt leider nicht von mir, sondern vom Architekt und Essayist Paul Virilio. Auch ist meine Auseinandersetzung damit etwas schlichter.
Ich weiß gar nicht mehr, wo mir der „rasende Stillstand“ erneut begegnete, es war gerade erst in den letzten Wochen. Aber gerade jetzt hat er eine große Resonanz in mir erzeugt. Es scheint die perfekte Beschreibung für mein derzeitiges Erleben: Mit hohem Tempo bewegen wir uns durch die Zeit, besser gesagt, die Zeit rauscht in hohem Tempo an uns vorbei – mit all ihren komplexen, unüberschaubaren und auch beängstigenden Themen. Und mit jedem Thema ist hoher Handlungsdruck verbunden. Ob auf Regierungsebenen, Konzern- oder Firmenebenen oder auch im Privaten.
Für alle Ebenen lassen sich haufenweise Herausforderungen finden, die unzureichend vorangetrieben werden – V O R A N ist hier das wichtige Wort. Wie oft bleiben wir in einer emotionalen Diskussion um das WIE hängen, statt die gleiche Kraft ins das WAS zu investieren. Es wird gestritten, ob AKK… wie Greta… anstatt auf die (möglicherweise wichtigen) Inhalte zu schauen.
„Das einzige Wesen, das Veränderung mag, ist ein Baby in nassen Windeln“, so formuliert es Reinhard Sprenger. Recht hat er. Ob es die geliebten Fernreisen sind, die schönen Klamotten, die bewährten Führungsmethoden, unsere behütende Erziehung… da lassen sich viele Beispiele finden, und auf jeden trifft irgendetwas zu, das unbedingt unverändert bleiben soll.
Ich weiß, viele treibt genau das um… das, wie bekommen wir mehr Bewegung rein… in eine Gesellschaft, im beruflichen - oder vielleicht auch privaten Umfeld… die aus erklärlichen Gründen das größte Interesse daran hat, dass es bleibt, wie es ist. Die ihr Leben und/ oder ihren Job sicher haben wollen, vorhersehbar. Der Mensch ist so gestrickt, psychologische Sicherheit ist ein starkes Bedürfnis. Und gerade hier in Deutschland ist dieser Kokon aus Sicherheit und Abgesichertsein so allgegenwärtig und macht uns möglicherweise so fordernd und bequem!?
Neulich habe ich bei einer Netzwerkveranstaltung aufgeschnappt (es war leider keine Zeit zur Vertiefung), dass gerade in hochvolatilen Umfeldern wie in Afrika, die Fähigkeit zur schnellen Anpassung an sich verändernde Bedingungen stark ausgeprägt ist. Logisch eigentlich. Denn Stillstand wäre dort überlebenskritisch. Warum also nicht mal von Afrika lernen?
Es wäre kein Gedankenspaziergang, wenn ich nicht meine persönliche Reflexion damit teilen würde: Der „rasende Stillstand“ ist meine derzeit ganz große Herausforderung, der Umgang damit manchmal fast schmerzhaft. Selber nicht zu wissen, was das Richtige ist und trotzdem weiterzumachen, auszuprobieren. Und immer mal wieder damit zurechtzukommen, dass mir „Aktionismus“ vorgeworfen wird. Das tut dann auch mal weh… aber was soll´s: Staub ab pusten, Krönchen richten, weiter geht´s. Ich werde weiter Ideen entwickeln – notfalls auch für die Tonne. Und dann richte ich mich wieder auf und starte erneut… Diese Afrikasache ist doch hochspannend, vielleicht lässt sich daraus…??? Au ja!
Ich werde mein Umfeld weiterhin einladen, einfach mal was auszuprobieren und sich nicht entmutigen zu lassen durch ein Nein… es kann ja immer auch heißen, so nicht… und da drin steckt dann die neue Chance.